DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
09.09.–27.09.2015

Was die Architektur-Avantgarde aus dem Film The Case of Diller Scofidio + Renfro gelernt hat

Die New Yorker Architekten Elizabeth Diller und Ricardo Scofidio, heute vor allem als Architekten der New Yorker High Line bekannt, begannen ihre gemeinsame Bürotätigkeit in den 1970er-Jahren und haben oft den Einfluss von Filmen und Video auf ihre Untersuchung des Sehens, der Häuslichkeit, Überwachung und des öffentlichen Raums betont. Künstler wie Vito Acconci und Dan Graham, Filmemacher wie Atom Egoyan und Alfred Hitchcock und Theoretiker wie Paul Virilio und Walter Benjamin sind für ihre Entwicklung ebenso wichtig gewesen wie andere Architekten. Mehr als die meisten anderen Planer von Gebäuden haben Diller, Scofidio und ihr Partner Charles Renfro die Analogien zwischen filmischen Formen, insbesondere der Montage und Kamerafahrt, und architektonischen Elementen wie Fassaden, Fenstern und Korridoren untersucht. So entstanden zahlreiche Kurzvideos, aufwändige Drehbücher, Hunderte Stunden Tonmaterial und ein bewegter Bildschirm. Mit dem Wandel der Technik bewegter Bilder und des Bildes von Städten und Gebäuden sowie veränderten kulturellen Sensibilitäten hat sich auch die Arbeit der New Yorker Architekten gewandelt. Auch wenn sie sich nie auf einen Stil festgelegt haben, haben sie sich ihre typische Ironie, ihren Witz und ihre Verspieltheit bewahrt. Der Vortrag untersucht einige der Schlüsselmomente der Begegnung zwischen Film und Architektur in den Arbeiten von Diller Scofidio + Renfro. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der langen Geschichte ihres nie realisierten Projekts Facsimile, das Aspekte wie Live-Sein, Spektakel und Aufnahmen kritisiert und damit eine komplexe Architekturtheorie im Zeitalter der Medienkultur entwickelt. Abschließend werden ihre jüngsten Museen und Projekte im öffentlichen Raum erörtert. Die Arbeiten der Architekten, so die These, verwenden zahlreiche Formen der öffentlicher Ansprache, die mit dem Kino verbunden sind, und untersuchen sie mit architektonischen Mitteln.

Edward Dimendberg

Ed Dimendberg ist Professor für Film & Media Studies an der University of California, Irvine. Zu seinen Publikationen zählen unter anderem Film Noir and the Spaces of Modernity und Diller Scofidio + Renfro: Architecture After Images. Er ist Koordinator der Reihe FlashPoints der University of California Press/Northwestern University Press und Mitglied des Redaktionsbeirates der Zeitschriften October und Modernism and Modernity. Dimendberg wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter einem Fellowship des Canadian Centre for Architecture, einem Stipendium der Graham Foundation und einem Daimler Fellowship der American Academy in Berlin. Als Geschäftsführer von Dimendberg Consulting LLC berät er Autoren, Hochschullehrer und ­Studierende.