DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
09.09.–27.09.2015

Media, Metropolis, Mind: 150 Jahre­ ­städtebaulicher Dokumentation

Die Massenmedien und die moderne Stadt sind Zeitgenossen: Sie bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts heraus und haben einander zutiefst geprägt: Während Medien für Informationskreisläufe und Austausch gesorgt und zur Strukturierung von Wahrnehmung und Macht beigetragen haben, haben Städte die nötigen konzeptuellen und materiellen Mittel für diesen pulsierenden pas de deux bereit gestellt. Medien sind eng mit den Wahrnehmungs- und Repräsentationsmöglichkeiten eines bestimmten historischen Augenblicks verwoben, und die daraus resultierenden Texte offenbaren die sich verändernden Konturen nicht nur der Stadt, sondern breiterer Mentalitäten. Der Vortrag reicht von den Stereografien des 19. Jahrhunderts über die frühen Filmpanoramen und Stadtsymphonien bis hin zu Spielen, interaktiven Dokumentationen und urbanen Simulationen, um diese jüngsten Repräsentationen der Stadt vor dem breiteren Hintergrund sich wandelnder Medien und Denkweisen über die Stadt zu verorten. Den sich verändernden ‚Architektur’- und Raum-Zeit-Konfigurationen spezieller Medien-Momente wird dabei besondere Beachtung geschenkt.

William Uricchio

William Uricchio ist Professor für Comparative Media Studies am MIT in Boston und an der Universität Utrecht in den Niederlanden. Er ist Projektleiter des MIT Open Documentary Lab, das die Grenzen zwischen interaktivem und partizipatorischem realitätsbasiertem Erzählen auslotet. Seine Arbeiten untersuchen die Grenzbereiche neuer Medien in historischer Perspektive (z.B. alte Medien, als sie noch jung waren, wie das Fernsehen im 19. Jahrhundert) oder arbeiten mit interaktiven und von Algorithmen generierten Medienformen (insbesondere interaktiven Dokumentationen und Spielen). Uricchio wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und ist ehemaliger Guggenheim-, Humboldt- und Fulbright-Stipendiat sowie Träger des Berlin Prize der American Academy. Zu seinen Publikationen zählen Reframing Culture: The Case of the Vitagraph Quality Films (2014), We Europeans? Media, Representations, Identities (2008) und Media Cultures (2006).