DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018

Jaar, Lament of the Images

Kann man als Künstler ein pessimistischer Intellektueller und zugleich von unverdrossenem Optimismus in der eigenen künstlerischen Praxis getrieben sein? Der seit langem in New York lebende chilenische Künstler Alfredo Jaar ist mit seinen weltweit präsenten Installationen, die Elemente von Fotografie, Architektur und Theater verbinden, der lebende Beweis.

Paula Rodríguez Sickerts Film würdigt die tiefe humanistische Haltung, die hinter Jaars Werken und öffentlichen Interventionen steckt. Jaar reagiert auf die großen Ungerechtigkeiten und Katastrophen unserer Zeit, sei es die Militärdiktatur in seinem Heimatland Chile, das Schicksal der illegalen Einwanderer an der US-amerikanischen Grenze, die apokalyptischen Zustände in brasilianischen Goldminen oder der Genozid in Ruanda.

Sickerts Grundsatzentscheidung, sich dem Denken und dem Werk Jaars ausschließlich über dessen eigene Stimme zu nähern, ist seinen durchdachten Werken, die das eigene künstlerische Handeln und dessen Wirkung stets kritisch mitreflektieren, angemessen.

Die Einblicke in Jaars Gefühle und Gedankengänge bei der Entstehung der Werke werden vom Soundtrack des Filmkomponisten und DJs Nicolas Jaar wirkungsvoll begleitet. Niemals aufdringlich, doch sehr präsent und transparent tritt Jaars Sohn mit seiner Musik in einen gleichberechtigten Dialog mit dem Werk seines Vaters, der nicht müde wird, sich mit Vehemenz gegen die „kriminelle Indifferenz“ in der Welt, auch und gerade in der Sphäre der Kunst, aufzulehnen.

(sh)

Paula Rodríguez Sickert

Paula Rodríguez Sickert (geboren 1963 in Santiago, Chile) lebte zwischen 1989 und 2014 in Berlin. 1992 machte sie ihren Abschluss in Architektur an der Hochschule der Künste (HdK) und 2002 in Filmregie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DffB). Sie begann ihre Karriere als Dokumentarfilmerin und Fernsehjournalistin. Mehrere ihrer Dokumentationen, z.B. „First Steps“ (1998) und „Pinochet’s Children“ (2003) wurden von internationalen Filmfestivals ausgezeichnet. Die Dokumentation „Isabel Allende“ (2008) wurde international im Fernsehen ausgestrahlt. 2010 gründete sie ihre eigene Produktionsfirma für Dokuementarfilme VISIONA Film Productions. Nachdem sie zurück nach Chile zog, drehte sie die achtteilige Serie „Muertes Anunciadas“ (2016), ein journalistischer Bericht aus Peru, Ecuador und Bolivien über Frauenmord, wobei sie als Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin tätig war.