DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018

The Proposal

Die leuchtenden Farben der Gebäude Luis Barragáns prägen die moderne Architektur Mexikos. Als der berühmte Architekt 1988 starb, wurde sein Nachlass geteilt: Das persönliche Archiv blieb in seinem Haus in Mexiko-Stadt, das seit 2004 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Das professionelle Archiv sowie die Rechte am Namen und Werk erwarb 1995 der Schweizer Möbelunternehmer Rolf Fehlbaum als Verlobungsgeschenk für Federica Zanco, die seitdem als Direktorin der Barragán Foundation darüber herrscht; für die Öffentlichkeit ist das Archiv seitdem unzugänglich.

Die amerikanische Konzeptkünstlerin Jill Magid beschäftigt sich auf unorthodoxe Weise mit Machtstrukturen wie diesen; unter anderem ließ sie sich für ihre Arbeiten schon zur Polizistin und zur Spionin ausbilden. In ihrem Film, der Teil des bereits 2013 begonnenen Projekts The Barragán Archives ist, beginnt sie einen Briefwechsel mit Zanco, um die Motive hinter deren starrer Haltung zu erkunden.

Magid ist eine begnadete Erzählerin. Ihr Essayfilm, der Züge einer Liebesgeschichte, einer Detektiverzählung und einer Farce trägt, wirft auf spannende Weise aktuelle Fragen über künstlerische Hinterlassenschaft, Aneignung und Restitution auf. Mithilfe der Familie des Architekten lässt die Künstlerin am Ende einen Diamantring aus der Asche Barragáns fertigen und bietet ihn der Direktorin im Tausch gegen das Archiv an. Kann Federica Zanco dieses Angebot wirklich ablehnen?

(ab)

Jill Magid

Das Werk der preisgekrönten US-amerikanischen Künstlerin Jill Magid ist tief verankert in ihrer gelebten Erfahrung; es erforscht und verwischt die Grenzen zwischen Kunst und Leben. Sie kundschaftet die emotionalen, philosophischen und legalen Spannungen zwischen dem Individuum und den „schützenden“ Institutionen aus - z.B. Geheimdienste oder Polizei. Um neben oder in großen Organisationen zu arbeiten, macht sie sich institutionelle Eigenheiten zunutze, Lücken im System, die ihr erlauben, mit den Menschen „innen“ in Kontakt zu treten. Es ist typisch für ihre Methode, dass sie den „Rules of Engagement“ einer Institution minutiös folgt - manchmal bis zur Absurdität. Ihre Einzelausstellungen wurden weltweit gezeigt, unter anderem im Museo Universitario Arte Con-temporáneo (MUAC), Mexico City; Tate Modern, London; Whitney Museum of American Art, New York; Berkeley Museum of Art, California. Sie ist assoziiert im Art, Design and the Public Domain Programm der Graduate School of Design der Harvard University, war zwischen 2013 und 2015 Fellow am Vera List Center for Art and Politics und ist außerordentliche Dozentin an der Cooper Union. Ihr erster langer Film, The Proposal, feierte 2018 Premiere beim Tribeca Film Festival.