DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
10.09.–12.10.2014

Fachtagung Recycled Cinema

Die Tagung Recycled Cinema diskutierte die Praxis der Archivnutzung im Filmbereich und ästhetische Strategien eines „Kinos aus zweiter Hand“. Die Teilnehmer setzten sich unter anderem mit Fragen der Zukunftsfähigkeit und Zugänglichkeit unseres audiovisuellen Gedächtnisses sowie mit Perspektiven des Zitatrechts im Film auseinander.

Programm
Donnerstag 11. September

Begrüßung
Andreas Lewin (Künstlerischer Leiter Doku.Arts)

Festvortrag
Ethik der Aneignung
von Prof. Dr. Thomas Elsaesser (Filmhistoriker, Amsterdam)
in englischer Sprache

Der international renommierte Filmhistoriker Thomas Elsaesser eröffnete die Fachtagung am Abend des 11. September mit einer Keynote, die sich mit Beispielen filmischer Aneignung von bereits verwendetem oder vorgefundenem Filmmaterial auseinandersetzt und zeigte, wie die Zusammenarbeit von Archiven, Wissenschaftlern und Künstlern eine lebendige Archivarbeit ermöglichen und zukunftsweisende Perspektiven vermitteln kann.

Wann tauchen bei der Gestaltung eines neuen Filmwerks aus altem Material ethische Fragestellungen auf? Anhand von Film- und Archivbeispielen, die Found Footage, Home Movies und historisch vorbelastetes Material verwenden, widmete sich Thomas Elsaesser zeitgenössischen Fragen und Problemen im Umgang mit filmischem Archivmaterial.

Welche Montageprinzipien und Inszenierungspraktiken ermöglichen eine Neubewertung des Ausgangmaterials? Oftmals müssen fiktional rekonstruierte Szenen das fehlendes Archivmaterial ersetzen. Wann und warum sind der (Aus-) Weg über die Fiktion oder das „Re-enactment“ legitim? Wie nähern sich Filmemacher über den Umgang mit Archivmaterial ihren Stoffen und Geschichten? Wie kann ein Archiv hierbei von der künstlerischen „Auswertung“, vom Entstehen eines kulturellen Mehrwerts „profitieren“?

Darüber hinaus stößt uns das filmische Zitieren auf neue Fragen: Wer ist der Autor eines Films, der „rein“ aus Archivmaterial besteht? Muss der Begriff des Filmautors im Zeitalter des Zitierens und Kopierens neu überdacht werden?

Freitag 12. September

(Die Fachtagung wurde simultan in Deutsch und Englisch übersetzt)

Begrüßung durch Rüdiger Suchsland, Moderator
(Filmjournalist, u.a. FAZ, film-dienst, Deutschlandfunk)

Key Note: Julie Ahrens
(Direktorin „Copyright and Fair Use“ des Center for Internet and Society, Stanford Law School)

Panel „Zur Zukunft des Zitatrechts im Filmbereich“

– Vortrag Prof. Dr. Alexander Peukert
(Professor für Bürgerliches Recht und Wirtschaftsrecht, Goethe-Universität Frankfurt am Main)
– Vortrag Dirk von Gehlen
(Leiter Social Media, Innovation Süddeutsche Zeitung)
– Diskussion mit Julie Ahrens, Alexander Peukert, Dirk von Gehlen

Panel „Der Zwiespalt von Dokument und Fiktion – Persönlichkeitsrechte als Zensur?“

– Vortrag Elizabeth Gibson
(BBC, Rechtsanwältin auf dem Gebiet des Geistigen Eigentums)
– Fallbeispiel von Prof. Thomas Schadt
(Dokumentarfilmer, Fotograf, Kameramann und Buchautor, Geschäftsführer der Filmakademie Baden-Württemberg im Studienfach Regie/Dokumentarfilm)
– Diskussion mit Elisabeth Gibson und Thomas Schadt

Panel „For Educational Use – Remixing Archives“

– Vortrag Dr. Balázs Varga
(Assistenzprofessor für Filmwissenschaft, Institut für Kunsttheorie und Medienforschung an der Eötvös-Loránd-Universität Budapest)
– Vortrag Anthony Wall
(Executive Producer BBC Arena, der Dokumentarfilmserie der BBC)
– Diskussion mit Hans Kohl (Leiter Produktionsmanagement Film, TV, Hörfunk in der Zentrale des Goethe-Instituts München), Balázs Varga, Anthony Wall und Thomas Elsaesser

Flyer zur Fachtagung